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[php] RE: PHP-Magazin

[php] RE: PHP-Magazin

Martin Fenn palim_(at)_augusta.de
Tue, 22 Aug 2000 11:32:12 +0200


Hallo Liste,

nach langem mitlesen, jetzt auch mal ein paar 
Pfennig von mir ... ;-)

> Und es steckt nicht das
> hohe finanzielle Risiko dahinter, die in einem Magazim mit 
> einer recht hohen Startauflage liegen.

Man nehme mir das mal nicht uebel, aber ich 
sprech' jetzt doch mal ein wenig aus Erfahrung 
(auch wenn mir das widerstrebt): ich war 5 Jahre 
bei einem Radiosender in der Redaktion, etliche 
Jahre Zeitungsmitschreiber und einige Jahre auch 
"Boss" und Herausgeber des Studentenkaeseblattes 
der Asta (heisst dort Studentenvertretung) der 
FH Augsburg ... Insofern kenne ich wohl etwas 
den Alltag - auch in Vollzeit! - in Redaktionen 
(habe zwar ganz gut davon gelebt, aber mit 
unheimlich viel Arbeit - dafuer steht jetzt was 
nettes im Lebenslauf ;-) ).

Nicht das ihr mich falsch versteht, die Idee 
eines PHP-Magazins als solche ist nicht 
schlecht, aber ich denke, dies ist nicht in der 
Art der Open-source-Entwicklung zu machen (viele 
schreiben gemeinsam an einem Brei, und einer ist 
Maintainer).
IMHO braucht man eine Zentrale, eine Redaktion 
mit einem, besser zwei VOLLLZEIT-Redakteuren 
samt Verwaltungs-Overhead.
Sicher kann man dann Artikel zuliefern, iX macht 
das meiner Meinung nach aehnlich (aber da steht 
der Heise-Verlag dahinter - und eine erarbeitete 
Reputation). Tobias Ratschiller schreibt ja auch 
ab und zu fuer die iX (und andere "Gazetten"), 
er kennt das Spiel also - und will natuerlich 
auch Geld sehen fuer seine harte Arbeit (und es 
ist harte Arbeit, einen guten brauchbaren 
Artikel zu schreiben!)

Eines der Hauptprobleme einer "Gazette" wird 
IMHO die (moeglichst aktuelle!) Themensuche 
sein, dazu kommt noch die Autorensuche (nicht 
jeder, der sich dafuer haelt, ist ein guter 
Autor - ich habe da schon einiges gesehen und 
redigieren duerfen ...), die Koordination (wann 
kommt welcher Artikel von wem und vor allem: 
wann wird er fertig?), die beruechtigten 
Redaktionsschluesse. Wie sieht es aus mit dem 
Corporate Identity? Wie mit dem Satz? WER macht 
den Satz (hier besonders gilt: bloss weil man 
mit Word, TeX, GIMP oder SGML mal gewirbelt hat, 
ist man noch lange kein guter Setzer ... in dem 
Genre ist Professionalitaet und Koennen 
Vorraussetzung - schlechter Satz macht eine gute 
Zeitung schlecht.)
Und: man darf bei allem Einsatz den finanziellen 
Aspekt nie aus den Augen verlieren ... im 
Eigenverlag noch viel weniger ...

Am Beispiel dieses studentische Kaeseblatt 
(siehe oben): es hatte ein Problem: man konnte 
trotz aller Ambitionen nicht so viel machen, wie 
man gerne wollte, denn 
  1. man war Vollzeit mit Studium (Arbeit etc. 
     ...) beschaeftigt
  2. es lief auf eine One-Man-Show heraus (man 
     rannte als Chef immer den Leuten hinterher, 
     die Artikel liefern wollten, und man suchte 
     wie bloed nach Themen und Autoren)
  3. die Finanzierung ist nur begrenzt ... 
     (trotz Werbung und Geld aus der Asta-Kasse)
  4. die Zeit und die Artikel reichte nur fuer
     2-3 Ausgaben pro Jahr
  5. wer schreibt welchen naechsten Artikel - 40 
     Seiten wollen voll werden (und nicht nur 
     voll Werbung)?? 
  6. der Satz (sehr wichtig!) hat oft Wochen 
     gedauert, da selbst gemacht (nein, nicht 
     Word, Pagemaker ;-) - und er sollt ja gut 
     werden, deshalb Ruecksprache mit "Profis" 
     vom Fachbereich Gestaltung)

Anderes Beispiel: die Linux-Zeitung (heisst 
glaube ich "Linux" ;-) ) konnte auch erst so 
werden, wie sie jetzt ist, nachdem das ganze 
deutlich professionialisiert wurde.
Zu Beginn war es ja ein Projekt von 
ambitionierten Linux-Fans, die sich da (wohl 
neben einem Job) reingestuerzt haben ... aber 
dies sah man dem Blatt auch an - und deshalb kam 
es auch nur alle Jubeljahre (1x im Quartal) 
heraus. Das heisst nicht, das die Artikel ohne 
Qualitaet waren, das ist aber nicht alles ... 
Vertrieb ist auch wichtig.

Wenn sich auf dem PHP-Kongress wirklich einige 
Leute treffen und eine PHP-"Publikation" aus der 
Taufe heben, dann wuerde ich sagen: sucht euch 
einen Verlag, der das mit einer Redaktion 
betreuen kann (das "JavaMagazin" sowie SIGS 
"JavaSpektrum" als Beispiel scheinen so zu 
laufen: eine Redaktion/ein Redakteur betreut und 
koordiniert das ganze), und wenns nur im 
vierteljaehrlichem Rhythmus ist.
Und sucht euch einen _festen_ Autoren-Stamm, 
also Leuten, die sich wirklich verpflichten 
regelmaessig mit Ideen und Texten zu kommen 
(Ideen kommen naemlich nicht nur von der 
Redaktion! Ich kenne keine Redaktion, die nicht 
gluecklich ueber ein gutes, zugeliefertes Thema 
waere!).

Nur eines nicht vergessen: ein PHP-Magazin muss 
sich tatsaechlich wirtschaftlich rechnen! 
Absichtserklaerungen der Art "wenns das gibt, 
wuerde ich es abonnieren!" sind zwar ehrenvoll, 
aber wirtschaftlich relevant werden die erst 
nach der Unterschrift auf der Abo-Bestellung.
Und trotz Zeitalter der Free-Soft und des Open-
Source etc.: irgendwoher muss die Kohle kommen 
...

Noch was: irgendwo habe ich den Vorschlag 
gelesen, der Heise-Verlag sollte halt mal ein 
Sonderheft ueber PHP herausbringen ... nette 
Idee, nur erscheint mir ein Sonderheft 
mittlerweile als ziemlich ueberfluessig - es 
gibt soviele Buecher zum Thema, das man jemand 
damit erschlagen koennte. Ein Sonderheft wuerde 
auch nur den Brei erneut aufkochen. Sicher, man 
koennte alle PHP-Artikel eines Verlages 
zusammenfassen (das macht Heise gerade z. B. mit 
den Artikeln zum Apple - gibt es alle auf einer 
Sonder-CD) - aber welcher Verlag alleine hat 
soviele Artikel auf lager? Heise hat  - glaube 
ich - drei ... der erste kam 1996 im April ueber 
PHP/FI ... auch mein erster Kontakt mit der 
Sprache.
Und mit Buechern kann soviel besser grosse 
Spinnen erschlagen als mit Sonderheften ... ;-)

Soviel mal meine Gedanken zum Thema, die das 
Projekt aber nicht abwuergen sollten, sondern 
nur zum Nachdenken gedacht sind!

Im gesamten Sinne: viel Glueck!


    Bye,
        Martin

P.S.: wuerde rein theoretisch schon mitarbeiten 
wollen an einem PHP-Magazin, allerdings ist die 
Zeit WIRKLICH knapp - und Family steht bei mir 
sehr weit oben in der Prio ... vielleicht mal 
einen Artikel ... wer weiss.


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Martin Fenn
Cand-Inf. (FH)
martin.fenn_(at)_student.fh-reutlingen.de


           "Non cogito, ergo sum studens!"

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LOOK: http://www-wi.fh-reutlingen.de/studium/wiwebteam.html


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