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Hallo Liste,
nach langem mitlesen, jetzt auch mal ein paar
Pfennig von mir ... ;-)
> Und es steckt nicht das
> hohe finanzielle Risiko dahinter, die in einem Magazim mit
> einer recht hohen Startauflage liegen.
Man nehme mir das mal nicht uebel, aber ich
sprech' jetzt doch mal ein wenig aus Erfahrung
(auch wenn mir das widerstrebt): ich war 5 Jahre
bei einem Radiosender in der Redaktion, etliche
Jahre Zeitungsmitschreiber und einige Jahre auch
"Boss" und Herausgeber des Studentenkaeseblattes
der Asta (heisst dort Studentenvertretung) der
FH Augsburg ... Insofern kenne ich wohl etwas
den Alltag - auch in Vollzeit! - in Redaktionen
(habe zwar ganz gut davon gelebt, aber mit
unheimlich viel Arbeit - dafuer steht jetzt was
nettes im Lebenslauf ;-) ).
Nicht das ihr mich falsch versteht, die Idee
eines PHP-Magazins als solche ist nicht
schlecht, aber ich denke, dies ist nicht in der
Art der Open-source-Entwicklung zu machen (viele
schreiben gemeinsam an einem Brei, und einer ist
Maintainer).
IMHO braucht man eine Zentrale, eine Redaktion
mit einem, besser zwei VOLLLZEIT-Redakteuren
samt Verwaltungs-Overhead.
Sicher kann man dann Artikel zuliefern, iX macht
das meiner Meinung nach aehnlich (aber da steht
der Heise-Verlag dahinter - und eine erarbeitete
Reputation). Tobias Ratschiller schreibt ja auch
ab und zu fuer die iX (und andere "Gazetten"),
er kennt das Spiel also - und will natuerlich
auch Geld sehen fuer seine harte Arbeit (und es
ist harte Arbeit, einen guten brauchbaren
Artikel zu schreiben!)
Eines der Hauptprobleme einer "Gazette" wird
IMHO die (moeglichst aktuelle!) Themensuche
sein, dazu kommt noch die Autorensuche (nicht
jeder, der sich dafuer haelt, ist ein guter
Autor - ich habe da schon einiges gesehen und
redigieren duerfen ...), die Koordination (wann
kommt welcher Artikel von wem und vor allem:
wann wird er fertig?), die beruechtigten
Redaktionsschluesse. Wie sieht es aus mit dem
Corporate Identity? Wie mit dem Satz? WER macht
den Satz (hier besonders gilt: bloss weil man
mit Word, TeX, GIMP oder SGML mal gewirbelt hat,
ist man noch lange kein guter Setzer ... in dem
Genre ist Professionalitaet und Koennen
Vorraussetzung - schlechter Satz macht eine gute
Zeitung schlecht.)
Und: man darf bei allem Einsatz den finanziellen
Aspekt nie aus den Augen verlieren ... im
Eigenverlag noch viel weniger ...
Am Beispiel dieses studentische Kaeseblatt
(siehe oben): es hatte ein Problem: man konnte
trotz aller Ambitionen nicht so viel machen, wie
man gerne wollte, denn
1. man war Vollzeit mit Studium (Arbeit etc.
...) beschaeftigt
2. es lief auf eine One-Man-Show heraus (man
rannte als Chef immer den Leuten hinterher,
die Artikel liefern wollten, und man suchte
wie bloed nach Themen und Autoren)
3. die Finanzierung ist nur begrenzt ...
(trotz Werbung und Geld aus der Asta-Kasse)
4. die Zeit und die Artikel reichte nur fuer
2-3 Ausgaben pro Jahr
5. wer schreibt welchen naechsten Artikel - 40
Seiten wollen voll werden (und nicht nur
voll Werbung)??
6. der Satz (sehr wichtig!) hat oft Wochen
gedauert, da selbst gemacht (nein, nicht
Word, Pagemaker ;-) - und er sollt ja gut
werden, deshalb Ruecksprache mit "Profis"
vom Fachbereich Gestaltung)
Anderes Beispiel: die Linux-Zeitung (heisst
glaube ich "Linux" ;-) ) konnte auch erst so
werden, wie sie jetzt ist, nachdem das ganze
deutlich professionialisiert wurde.
Zu Beginn war es ja ein Projekt von
ambitionierten Linux-Fans, die sich da (wohl
neben einem Job) reingestuerzt haben ... aber
dies sah man dem Blatt auch an - und deshalb kam
es auch nur alle Jubeljahre (1x im Quartal)
heraus. Das heisst nicht, das die Artikel ohne
Qualitaet waren, das ist aber nicht alles ...
Vertrieb ist auch wichtig.
Wenn sich auf dem PHP-Kongress wirklich einige
Leute treffen und eine PHP-"Publikation" aus der
Taufe heben, dann wuerde ich sagen: sucht euch
einen Verlag, der das mit einer Redaktion
betreuen kann (das "JavaMagazin" sowie SIGS
"JavaSpektrum" als Beispiel scheinen so zu
laufen: eine Redaktion/ein Redakteur betreut und
koordiniert das ganze), und wenns nur im
vierteljaehrlichem Rhythmus ist.
Und sucht euch einen _festen_ Autoren-Stamm,
also Leuten, die sich wirklich verpflichten
regelmaessig mit Ideen und Texten zu kommen
(Ideen kommen naemlich nicht nur von der
Redaktion! Ich kenne keine Redaktion, die nicht
gluecklich ueber ein gutes, zugeliefertes Thema
waere!).
Nur eines nicht vergessen: ein PHP-Magazin muss
sich tatsaechlich wirtschaftlich rechnen!
Absichtserklaerungen der Art "wenns das gibt,
wuerde ich es abonnieren!" sind zwar ehrenvoll,
aber wirtschaftlich relevant werden die erst
nach der Unterschrift auf der Abo-Bestellung.
Und trotz Zeitalter der Free-Soft und des Open-
Source etc.: irgendwoher muss die Kohle kommen
...
Noch was: irgendwo habe ich den Vorschlag
gelesen, der Heise-Verlag sollte halt mal ein
Sonderheft ueber PHP herausbringen ... nette
Idee, nur erscheint mir ein Sonderheft
mittlerweile als ziemlich ueberfluessig - es
gibt soviele Buecher zum Thema, das man jemand
damit erschlagen koennte. Ein Sonderheft wuerde
auch nur den Brei erneut aufkochen. Sicher, man
koennte alle PHP-Artikel eines Verlages
zusammenfassen (das macht Heise gerade z. B. mit
den Artikeln zum Apple - gibt es alle auf einer
Sonder-CD) - aber welcher Verlag alleine hat
soviele Artikel auf lager? Heise hat - glaube
ich - drei ... der erste kam 1996 im April ueber
PHP/FI ... auch mein erster Kontakt mit der
Sprache.
Und mit Buechern kann soviel besser grosse
Spinnen erschlagen als mit Sonderheften ... ;-)
Soviel mal meine Gedanken zum Thema, die das
Projekt aber nicht abwuergen sollten, sondern
nur zum Nachdenken gedacht sind!
Im gesamten Sinne: viel Glueck!
Bye,
Martin
P.S.: wuerde rein theoretisch schon mitarbeiten
wollen an einem PHP-Magazin, allerdings ist die
Zeit WIRKLICH knapp - und Family steht bei mir
sehr weit oben in der Prio ... vielleicht mal
einen Artikel ... wer weiss.
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Martin Fenn
Cand-Inf. (FH)
martin.fenn_(at)_student.fh-reutlingen.de
"Non cogito, ergo sum studens!"
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LOOK: http://www-wi.fh-reutlingen.de/studium/wiwebteam.html
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