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MySQL-Server vom LAN administrieren

MySQL-Server vom LAN administrieren

Werner Stuerenburg mysql_(at)_lists.phpcenter.de
Sun, 9 Sep 2001 01:05:12 +0200


Vorsicht: ich hole etwas aus, das ist so meine Art (manche kennen
mich ja schon), aber manchmal ist es notwendig und meistens auch
etwas vergnüglich, es lohnt sich also vielleicht doch, den Roman
zu lesen.

Michael Raab schrieb am Samstag, 8. September 2001, 23:14:01:


<cut>

>> > > - Belegung eines Lehrganges (hallo Werner!)

Michael> Gute Idee. Nur gibt es bei uns nur Lehrgänge für den
Michael> M$-Krempel (Office & Co.) Und wenn man solch einen
Michael> Lehrgang besucht, z.B. bei der VHS, dann ist man genauso
Michael> schlau wie vorher und einwenig Ärmer. Denn die VHS
Michael> verlangt ein haufen Kohle für nix. Das ist zumindest
Michael> meine Erfahrung.

Ende letzten Jahres hat mein Chef, Kaj Arnö, die ersten Kurse für
MySQL überhaupt gegeben.

Anfang diesen Jahres hat Kaj die ersten beiden Kurse in
Deutschland gegeben (Hamburg).

In der 38. Kalenderwoche wird er seinen ersten Kurs in München
geben und ich werde dabei sein.

In der Woche darauf werde ich meinen ersten Kurs in Hannover
geben, der allerdings nichtöffentlich ist, sondern in einer Firma
(in-house) durchgeführt wird. Kaj wird zur Unterstützung dabei
sein.

Wir hoffen, daß wir in Deutschland ziemlich schnell einen Kurs im
Monat geben können. Bei entsprechender Nachfrage werden wir die
Frequenz erhöhen und weitere Trainer einstellen können.

Wie man sieht, befindet sich die ganze Sache im Aufbau. Kaj hatte
so großen Erfolg auch mit Kursen in den USA, daß er inzwischen
sein Unternehmen in die MySQL AB integriert hat.

Er ist bei MySQL AB für Training und Dokumentation zuständig,
insbesondere also auch für die Übersetzung des Handbuches ins
Deutsche.

Wir hoffen, daß Übersetzung bis zum Jahresende bewerkstelligt
sein wird. Sie wird vermutlich je nach Arbeitsfortschritt online
publiziert und anschließend als Buch herausgebracht.

Kaj hat inzwischen in Amerika ebenfalls einen Trainer engagiert,
auch dort soll eine entsprechende Aktivität langfristig aufgebaut
werden. Ich werde meinen Kollegen John Hickey in München
kennenlernen. Er ist bereits seit 20 Jahren im Bereich
EDV-Training tätig.

Wir wollen die Inhalte dieser Trainings, die im Moment noch
ausgebaut und entwickelt werden, auch im Web veröffentlichen. Wir
planen außerdem Online Kurse, die in der kürzlich erfolgten
Umfrage sehr häufig nachgefragt worden sind. Alles das kann man
nicht aus dem Boden stampfen :-)

Wir sind überzeugt, daß Training seinen Stellenwert hat neben den
übrigen Wissenskanälen, z. B. Büchern, Tutorials, Handbücher usw.
Schließlich gibt es immer noch Lehrer und Professoren, an den
bewährten und hergebrachten Lehrmethoden haben alle neuen
Techniken noch nicht wirklich rütteln können.

Wir kommunizieren bequem per Email, freuen uns aber doch darauf,
uns im November in Frankfurt beim Kongreß sehen zu können: ein
immenser Aufwand, der sich aber offenbar lohnt.

Die von uns angebotenen Kurse sind, wie sich jeder überzeugen
kann, nicht billig. Sie dauern lange, erfordern also eine
entsprechend große Zeitinvestition. Sie finden an einem Ort
statt, zu dem man sich in der Regel hinbegeben muß (in den USA
noch viel problematischer als hier in Deutschland, von der
übrigen Welt ganz zu schweigen). Und sie kosten viel Geld.

Wir sind es gewohnt, daß Schulen und Universitäten "umsonst"
sind. In der Wirtschaft ist das allerdings anders, da wird in der
Regel nichts subventioniert, im Gegenteil, jede Aktivität muß
nicht nur sich selbst tragen, sondern auch noch einen Profit
abwerfen.

Ich habe mir sagen lassen, daß unsere Honorare recht mäßig sein
sollen - dazu kann ich nichts sagen, weil ich mich in diesen
Kreisen bisher noch nicht bewegt habe.

Grundsätzlich aber herrschen überall Marktregeln, das heißt die
geforderten Preise erlauben es den Veranstaltern, unter den
gegebenen Umständen die Veranstaltungen durchzuführen. Deshalb
darf man auch bei den Honoraren von Trainings davon ausgehen, daß
die geforderten Preise von der Sache her gerechtfertigt sind.

Die Volkshochschule ist nicht kostenlos, jedoch wesentlich
billiger als unsere Angebote. Sie wird auch von den öffentlichen
Trägern subventioniert. Die Lehrer an den Volkshochschule werden
übrigens sehr mäßig entlohnt, sodaß man eine Tätigkeit an einer
Volkshochschule strenggenommen nur als Hobby ansehen kann.

Im übrigen sind wir gar nicht in der Lage, jedermann zu
unterrichten. Wir haben gerade intern versucht, einen Überblick
darüber zu bekommen, wie viele Downloads wir haben. Die Zahlen
sind "erschreckend". Alleine über SourceForge sollen im Schnitt
über 20.000 Downloads am Tag erfolgen (das muß man sich mal
reinziehen!).

Dazu kommen geschätzte 30 Spiegel weltweit - man kann sich leicht
ausrechnen, wie viele Leute täglich Probleme haben! Wir können
uns daher glücklich schätzen, daß nur so wenige Leute die
Mailingliste bemühen ;-)

Über die Befragung hat sich auch herausgestellt, daß sehr wenige
Leute wissen, daß MySQL kommerziellen Support anbietet, und zwar
auf mehreren Stufen, bis hin zum Telefonsupport. Auf
individueller Basis ist natürlich auch ein projektbezogener
Support möglich. Kommerziell heißt in diesem Sinne: nicht
kostenlos.

Über diesen Support ist bisher die Entwicklung von MySQL
finanziert worden (einer muß schließlich die Brötchen bezahlen).
Bei MySQL wird offen darüber geredet, wie die Sache funktioniert.

Im übrigen läuft im Moment auf SlashDot eine Diskussion in Bezug
auf den Zusammenbruch von Great Bridge. Das ist die Firma, die
vor 18 Monaten PostgreSQL kommerziell herausbringen wollte.

Wir wollen hoffen, daß PostgreSQL nicht in Mitleidenschaft
gezogen wird. Genaugenommen ist das natürlich der Fall: Great
Bridge wollte die wirtschaftliche Grundlage für die
Weiterentwicklung von PostgreSQL herstellen. Jetzt ist die
Situation wieder offen. Wie lange wird PostgreSQL auf dieser
Basis weiterentwickelt werden können?

Viele Stimmen in dieser Diskussion (bei SlashDot) bescheinigen
der Open Source Bewegung kommerzielle Ahnungslosigkeit und keine
Überlebenschance. Das sehen wir anders.

Es ist sicher richtig, daß die Open Source Bewegung so langsam
ihre Hausaufgaben machen muß. Darüber sind schon ganze
Konferenzen abgehalten worden. Das Problem ist also bekannt und
wird diskutiert.

Im Grunde ist die Open Source Bewegung unglaublich und
phantastisch und man muß sich fragen, wieso das Ganze überhaupt
so lange ohne kommerziellen Hintergrund hat funktionieren können.
Schließlich müssen auch Hacker irgendwann mal Brötchen kaufen
oder meinetwegen auch Pizza ;-)

Mich hat es sehr beeindruckt, daß einige Leute aus der deutschen
php-Szene vor ein oder zwei Jahren erkannt haben, daß php sich
weiterentwickeln muß, wenn es eine langfristige Zukunft haben
will. Und die Entwicklung, die dadurch angestoßen worden ist, ist
außerordentlich positiv. In wenigen Monaten werden wir den
zweiten Kongreß haben, der noch viel größer gedacht ist als der
erste schon.

Heute hat Guido bemerkt, daß Suse für ihn nicht mehr zählt, weil
die soviel Mist gemacht haben und bald pleite sein werden. Das
wäre für mich ebenso bedauerlich wie die Pleite von Great Bridge.

Die ganze EDV Branche ist sehr jung, einen großen Teil der
Geschichte habe ich selbst miterlebt. Diese besteht im Rückblick
aus sehr vielen sehr schnellen Erfolgen und ebenso schnellen
Zusammenbrüchen. Wer kennt heute noch den Namen Nixdorf? Man
wundert sich, wenn man den noch auf einer Kasse oder einer
Tastatur sieht. Als EDV für mich zum Beruf wurde, war Nixdorf der
Angstgegner schlechthin.

In der erwähnten Diskussion bei SlashDot haben einige Leute
bemerkt, daß MySQL ein Geschäftsmodell hat, was sehr viel solider
zu sein scheint als beispielsweise Great Bridge. Die haben sofort
40 Leute eingestellt, ohne zu wissen, wie und in welchem Umfange
sie Umsätze machen wollen und können.

MySQL ist über die Jahre hin sehr langsam gewachsen. Ende letzten
Jahres hatte die Firma etwa 10 Angestellte, alles Programmierer.
Es gab kein Büro! Und es gab keine Schulden!

Im März wurde Mårten Mickos als Geschäftsführer eingestellt, im
Juni Kaj Arnö als Vizepräsident Training, vor drei Wochen bin ich
eingestellt worden, jetzt sind wir über 30 Mitarbeiter weltweit,
und viele davon sind für andere Dinge als Programmierung
zuständig, nämlich für solche Aufgaben, die für ein gesundes
Geschäft notwendig sind.

Zum Beispiel für Training, für Dokumentation, für Support. Im
letzten Jahr haben die Programmierer den Support nebenher
gemacht. Ist das gut oder schlecht? Wir denken, daß die
Programmierer andere Leute dafür anleiten sollen, damit sie
selbst langfristig mehr Zeit für die Programmierung haben.

Denn MySQL soll in den nächsten Jahren wesentlich stärker
entwickelt werden als das bisher möglich war. Im Rückblick muß
man sich wundern, wie die Entwicklung überhaupt vonstatten ging.
Kein Mensch hätte sich das damals vorstellen können, und auch
heute können wir nicht wissen, wie die Landschaft in 2, 4 oder 8
Jahren aussehen wird.

Wir möchten in 8 Jahren nicht vergessen sein, sondern stärker als
je. David und Monty haben immer wieder betont, daß sie sich dem
Open Source Gedanken verpflichtet fühlen. Alle Mitarbeiter denken
genauso. Das ist tatsächlich eine Voraussetzung für die
Einstellung.

Ich bin geprägt worden durch die 68er Bewegung. Viele haben
damals geglaubt, daß die Welt verändert wird, und die ist
natürlich tatsächlich verändert worden, nur nicht so
durchschlagend wie erhofft.

Die Open Source Bewegung hat bereits jetzt enorme Auswirkungen.
Weltweit haben Politiker sehr große Sorgen bezüglich der
Datensicherheit. Gestern hat der Vorsitzende des
Bundestagsausschlusses für Neue Medien neue Initiativen
angekündigt und erklärt, er könne sich den Bundestag als
Microsoft-freie Zone gut vorstellen. Das geht natürlich nur mit
Open Source.

Die wirtschaftlichen und politischen Implikationen von Open
Source können wir heute noch nicht überblicken. Es mag sein, daß
Open Source langfristig untergeht, mir persönlich erscheint das
jedoch unwahrscheinlich.

Ich sehe vor allen Dingen die ungeheuren Energien, die in den
einzelnen Menschen angeregt werden, die Open Source benutzen.
Energien dieser Art sind es, die die Welt verändern. Diese
Energien kann kein Einzelner steuern, die kann keiner
hervorrufen, die kann keiner verhindern.

Insofern ist die ganze Geschichte unglaublich spannend. Und diese
Mailingliste gehört natürlich voll mit dazu. Die lebt ebenfalls
nur von der Energie der beteiligten Menschen. Keiner kann sie
steuern, keiner kann sie am Leben erhalten, keiner kann sie
kaputt kriegen. Sie hat ihr Eigenleben.

Es ist wie mit den Computern selbst. IBM hat Apple erst verlacht,
dann kopiert (PC), da hat Apple IBM verlacht, und schließlich ist
beiden das Lachen vergangen. Die Menschheit hat sich auf den PC
gestürzt, wie keiner sich das hat vorstellen können. Dasselbe
haben wir gerade mit dem Internet erlebt, und ein Ende der
Entwicklung ist noch gar nicht abzusehen.

Manch einer meint immer mal wieder, er hätte den großen
Durchblick und könne vorhersagen, wie der Hase laufen wird. Es
stellt sich aber regelmäßig heraus, daß diese Klugscheißer voll
daneben liegen (siehe Internet-Bubble).

Um auf unser Thema zurückzukommen: ich persönlich bin sehr
beeindruckt sowohl von dem Produkt MySQL als auch von den Leuten,
die MySQL sind. Von beidem kann sich übrigens jeder selbst
überzeugen, da sowohl Produkt als auch Menschen im Internet
sichtbar sind. Die Gegenüberstellung PostgreSQL/MySQL von Monty
ist sehr beeindruckend. Der Kommentar auf der Seite zeigt, daß
manche Leute eine derartige Integrität nicht glauben können und
deshalb für vorgetäuscht halten.

Wir versuchen, mit diesen zusätzlichen Anstrengungen die Lücken,
die überall zu erkennen sind, aufzuarbeiten. Für den deutschen
Markt bin ich mit zuständig (Kaj und Mårten sprechen beide
ausgezeichnet deutsch, Kaj ist mit einer Hamburgerin verheiratet
und Mårten hat 3 Monate in Paderborn bei Nixdorf gearbeitet).

Ich kann selbstverständlich auch nicht hexen und muß meine
Prioritäten setzen. Das bedeutet auch, daß ich mich in der
Mailingliste zurückhalten muß. Andererseits bin ich immer sehr
interessiert an Vorschlägen, wie wir besser werden können.

Kaj liest übrigens diese Liste auch mit, wird sich aber
vermutlich sehr selten, wenn überhaupt äußern.


Herzlich
Werner

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MySQL in Deutschland: Anpassung, Unterstützung, Schulung für Sie
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  /  |/  /_ __/ __/ __ \/ /    Dr. Werner Stürenburg <werner_(at)_mysql.com>
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       <___/   www.mysql.com   +49-5224-997-407  Fax -409


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