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> Bei Sessions hat sich jedoch ein Grundkonzept > herauskristallisiert, das immer gleich ist - wieso also neu > implementieren und Zeit ver- schwenden? Sollte man sich nicht > lieber auf die eigentliche Applikation konzentrieren? Genau das kann das Ergebnis einer Entwicklung sein: alle sind sich einig, daß man die richtige Lösung gefunden hat, mit der man auf Dauer glücklich ist. So geschehen im Falle von php oder phpMyAdmin. Dann kann zweierlei passieren: die Sache bleibt so (phpMyAdmin) oder sie wird als solche weiterentwickelt (php). Höchstwahrscheinlich wird aber eines Tages einer kommen und irgendwo ganz anders bei 0 anfangen. Er wird seine Gründe haben. Vielleicht hat er die Standardlösung durchgearbeitet und verstanden und möchte seine Kräfte erproben, indem er eine eigene Lösung baut. Dabei hat er naturgemäß viele neue gute Ideen, die zu einem völlig anderen Produkt führen. Es muß also gar nicht unbedingt Voraussetzung sein, daß er mit dem Vorbild unzufrieden ist. Bei mir persönlich war es so, daß ich nicht nachvollziehen konnte, weshalb alle Leute auf Phorum oder htDig geschworen haben. Ich habe dann von udmSearch erfahren, konnte das aber aufgrund von notwendigen Voraussetzungen nicht einsetzen. Heute sehe ich, daß die State of the Art-Präsenzen nicht mehr htDig einsetzen, sondern udmSearch, was ich vom Standpunkt des Benutzers aus nur begrüßen kann. Freuen wir uns also nicht nur über die, die vorhandene Systeme weiter pflegen und ausbauen, sondern auch über die, die es wagen, gebahnte Pfade zu verlassen und das Risiko des Scheiterns auf sich zu nehmen mit der Chance, wunderbare neue Entdeckungen zu machen. Es gibt glücklicherweise unterschiedliche Temperamente. Im übrigen richtet sich die Entscheidung auch nach anderen Kriterien, z. B. nach dem Entwicklungsstand, nach der sonstigen Belastung, nach den bisherigen Erfahrungen usw. Noch etwas: bestehende Systeme neigen dazu, selbstgefällig zu werden. Die nächste Generation neigt dazu, gegen diese erstarrten Systeme zu rebellieren und ihr eigenes Ding zu machen. Die ganze Open Source-Bewegung ist ein gutes Beispiel dafür. Sie zeigt schon sehr viele Zeichen für eine Konsolidierung. Man verteilt Meriten, man erwirbt eine Position, es bildet sich eine Aura heraus, man schreckt nicht vor der Konstruktion einer Hall of Fame zurück (man könnte meinen, dieses sei satirisch gemeint, ist es aber wohl nicht). In den Anfangszeiten des Internet wurden die Regeln ebenso sorgfältig herausgearbeitet, die Autoren blieben jedoch weitgehend anonym. Genau diese anarchische Demokratie, die in den Newsgroups eine breitere Basis fand, ist das eigentliche Phänomen. Hier wurde der Beweis erbracht, daß menschliche Systeme sich selbst regulieren können auf der Basis ein sachlicher Entscheidungen. Bei php bin ich mir heute nicht mehr ganz sicher, ob diese sachliche Bezogenheit überall vorrangig waltet. Die PHPLIB und die Sessions sind ein sehr schönes Beispiel dafür. Nach meinem Eindruck ist die PHPLIB von außen an php herangebracht und sehr stark beworben worden, ohne jemals offiziell Anerkennung zu finden. Das mag damit zu tun haben, daß eine der treibenden Kräfte, oder besser gesagt: die treibende Kraft hinter der PHPLIB, Kristian Köhntopp, nie gezögert hat, ordentlich auf die Entwickler von php einzudreschen und deren Dummheiten an den Pranger zu stellen, was diese wahrscheinlich nicht gern gehört haben. Die PHPLIB hat jedenfalls zum Ziel gehabt, offensichtliche Mängel von php zu ergänzen. Dazu gehörten die Sessions. Diese sind jedoch nicht übernommen worden, sondern der Kern hat sich entschlossen, eine eigene Lösung anzubieten, die damit natürlich in offene Konkurrenz zur PHPLIB getreten ist. Das war, so sehe ich das jedenfalls, eine Retourkutsche. Insofern nichts Neues unter dieser Sonne. Letzten Endes geht es um immer dasselbe, nämlich Ego, weil das das einzige ist, was wir haben. Alles andere ist abgeleitet, Geld, Macht etc. Die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten durch die neuen Medien machen es nun möglich, daß das "Fußvolk" seine Macht ausspielen kann, indem sich nämlich bessere Lösungen herumsprechen und damit eine Abstimmung mit den Füßen gemacht wird. Wenn die Leute sich umentscheiden, wer kann sie daran hindern? Dasselbe ist übrigens der Fall bei unseren modernen Märkten. Kein Wirtschaftsboß kann diese Kräfte lenken. Daimler-Chrysler mußte diese Lektion gerade lernen. Möglicherweise ist Bill Gates dabei, ebenfalls diese Erfahrung zu machen. Ich rechne jedenfalls damit, daß er, wenn nicht bei der nächsten Windows-Generation, dann bei irgendeiner anderen den Bogen soweit überspannt haben wird, daß die Leute sich umentscheiden. Das Pentagon hat jedenfalls gerade entschieden, wenn ich das richtig verstanden habe, auf Microsoft-Software zu verzichten (sie sollen angeblich Star Office einsetzen), und mehr und mehr lese ich, daß die Leute die Vorzüge von Opera entdecken, was ja immerhin schon ziemlich lange existiert. Man kann das übrigens schon aus der Weltgeschichte lernen: die Sache bleibt spannend, komme was da wolle. -- Herzlich Werner Stuerenburg _________________________________________________ ISIS Verlag, Teut 3, D-32683 Barntrup-Alverdissen Tel 0(049) 5224-997 407 · Fax 0(049) 5224-997 409 http://pferdezeitung.de
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