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> Aus meiner Sicht ist es Zeitverschwendung; wie bereits > erwähnt, ist bei den meisten "Not invented here"-Aussagen > nicht der Fall, dass der Entwickler von der Annahme > geleitet wird, er könne bei der Selbstentwicklung etwas > dabei lernen, sondern dass meistens die Argumentation "Dann > weiß ich wenigstens, was ich gemacht habe" hervorgekramt > wird, die ich bis zu einem gewissen Grad für unsinnig halte. Tatsächlich kann es nach meiner Erfahrung auch dazu kommen, daß die eigene Entwicklung im Chaos endet - wie auch nicht? Es ist sogar wahrscheinlich, denn die Erfahrung und das Können der Spitzenleute kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Insofern tut man wirklich gut daran, immer wieder einmal ganz bescheiden zu werden und zu schauen, was andere Leute so machen. Das ist natürlich schwierig und kostet auch Zeit. Der Hauptgrund, warum ich mich irgendwann einmal aus dieser Liste zurückgezogen habe. Und ich merke jetzt wieder, daß die Liste mich viel Zeit kostet, unter anderem deshalb, weil ich viele Anregungen bekomme - die Frage ist also wieder: was ist wichtiger? Ich weiß wohl, was ich kann und was ich nicht kann. Oder genauer: ich weiß viel besser, was ich nicht kann, aber ich habe nicht den Ehrgeiz, den Weltmeistern den Rang abzulaufen. Ich will einfach nur mein Ding machen, und zwar so schlank wie möglich. Ich glaube, ich habe das schon einmal erzählt, aber es schadet vielleicht nicht, mich zu wiederholen. In meiner Studentenzeit hat mich einmal ein Professor sehr beeindruckt, der kurz vor der Pensionierung stand. Wir saßen zusammen in einem Seminar, ich war der jüngste und dümmste Teilnehmer und glaubte, mir keine Blöße geben zu können. Er hingegen fragte viel und scheute sich nicht, seine Unwissenheit zuzugeben. Das hat mich sehr beeindruckt, und später habe ich versucht, als Lehrer meinen Schülern klarzumachen, daß ein Schüler, der fragt, für den Lehrer viel interessanter ist als einer, der glaubt, die Sache schon bewältigt zu haben, ohne daß das der Fall ist. Wer eine Frage stellen kann, beweist zumindest, daß er die Antwort wissen will. Wir geben heute zu, daß wir fast überall auf der Welt Ausländer sind. Warum sollten wir nicht zugeben, daß wir fast überall nichts wissen? Wir stehen auf den Schultern unserer Vorfahren und sind ohne diese nichts. Wir geben vor allen Dingen weiter, nachdem wir uns das uns Gemäße angeeignet haben, und vielleicht geben wir irgendwo auch ein klein bißchen von uns selbst dazu. Das tun wir vor allem durch die uns gemäße Aneignung. Wieder zurück auf den Boden des täglichen Lebens: viele Entscheidungen können wir nicht begründen. Ob ich Lust habe, mich in ein vorhandenes System einzuarbeiten oder stattdessen lieber ein eigenes entwickeln möchte, ist vielleicht gar nicht begründbar. Es ist aber auf jeden Fall eine Entscheidung, die mein Leben formen wird. So oder so werde ich Erfahrungen machen, und diese Erfahrungen machen einen Teil meiner Person aus und prägen meine Fähigkeiten. Es ist also vollkommen okay, wenn Björn für ein bestimmtes Projekt aus bestimmten Gründen auf eine fertige Lösung zurückgreift. In einem anderen Fall hat er vielleicht Lust oder gute Gründe, an dieser fertigen Lösung rumzubasteln. Und unversehens mag er sich in neuen Gefilden wiederfinden, die zu einer völlig neuen Lösung führen, an die weder er noch irgend jemand anders gedacht hat. Es sollte mich also nicht wundern, wenn Björn eines Tages doch mit einem eigenen Session Management aufkreuzt, was uns allen zeigt, was Session Management eigentlich wirklich ist. Wie heißt es dazu so schön im Marketing-Deutsch: wir haben ... neu definiert (oder erfunden, je nachdem)! Ich wette aber, daß er keine Gelegenheit ausläßt, von anderen zu lernen. -- Herzlich Werner Stuerenburg _________________________________________________ ISIS Verlag, Teut 3, D-32683 Barntrup-Alverdissen Tel 0(049) 5224-997 407 · Fax 0(049) 5224-997 409 http://pferdezeitung.de
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