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Hallo Dirk! Dirk Munzinger schrieb am Samstag, 30. März 2002, 14:40:08: > Andre Steffens schrieb: >> > hat von euch schon jemand Erfahrung mit MySQL 4.0 in bezug >> auf > Stabilität und Zuverlässigkeit gesammelt ? ich habe >> MySQL 4.0 seit einigen Wochen im Testbetrieb im Einsatz und >> werde im Laufe des WE's auch das Realsystem darauf umstellen! >> Reicht Dir diese Aussage? Andre Steffens hatte mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht. Leider komme ich erst heute dazu, mich zu äußern. Ursprünglich war ja geplant, daß ich hier mitlese, aber schnell mußte ich das wegen Arbeitsüberlastung aufgeben. Zur Stabilität von Alpha-Versionen: alle reproduzierbaren Bugs werden bei uns automatisch in den Testlauf eingebaut. Jede Version wird vor der Veröffentlichung getestet und hat aus unserer Sicht keinerlei Bugs. Wir testen auf etwa 35 verschiedenen Hardware/Software-Kombinationen, soweit wir halt auf die entsprechenden Ressourcen zurückgreifen können. So haben wir z.B. jetzt seit einem halben Jahr Zugriff auf einen Mac. Seit 1. April arbeitet Lenz Grimmer bei uns, der vorher bei SuSE für ähnliche Aufgaben zuständig war. Er wird die Tests und Verpackung der Releases übernehmen und damit direkt Monty entlasten. Die Test-Labors von Ziff-Davis haben Ende letzten Jahres 5 große Datenbankhersteller zu einem großen Praxistest eingeladen. Wir hatten die Ehre, dazu gezählt zu werden. Es wurde mit der 4.0 Alpha und InnoDB auf einem Windows System mit JDBC Driver getestet. Einzelheiten findet man im Originalartikel http://www.eweek.com/article/0,3658,s=708&a=23115,00.asp und speziell die Durchsatz-Grafik http://www.eweek.com/slideshow/0,3670,sid=0&a=23120&s=1590,00.asp?image=True&position=1 Interessant ist, daß einer der Testläufe ein 8-Stunden-Dauertest war, den nur MySQL und Oracle geschafft haben. Soviel zur Stabilität der Alpha-Versionen. Für uns heißt also Alpha, daß wir laufend neue Features einbauen. Selbstverständlich ist es klug, eine neue Version auf der Produktionsmaschine mit den Produktionsdaten zu testen. Das kann man bei uns sehr leicht machen: man startet auf derselben Maschine mit einem anderen Port/Socket die neue Version, legt aus dem letzten Backup eine neue Datenbank für diese Instanz an und spielt das Binary Logfile zurück, womit man zumindest die datenverändernden Operationen getestet hat. Das Hochlastverhalten kann man leicht anderweitig testen. Damit dürfte man wissen, woran man ist. Auf der CeBIT haben wir eine Grafik gezeigt, die die verschiedenen Entwicklungsstadien der verschiedenen Versionen zeigt. Ursprünglich war geplant, nach der 4.1 eine Version 4.2 folgen zu lassen. Diese wird jetzt 5.0 heißen und ist für Dezember angesagt. Dort sollen stored procedures und triggers implementiert sein. Im Moment wird daran gearbeitet. Weiterhin wird bereits Multiserver Replication getestet. Außerdem soll ein automatischer Failsafe Mechanismus bei der Replikation realisiert sein. Die 4.1 wird als wesentliche Neuerung ein Online-Backup-System für MyISAM haben. Für InnoDB ist ein entsprechendes kostenpflichtiges Tool verfügbar, welches sich derzeit in der Testphase befindet. Einzelheiten finden sich auf InnoDB.com, ebenso sehr interessante Fallgeschichten, die die Legende vom Spielzeug durchaus widerlegen sollten. Ich persönlich kenne von den Schulungen eine ganze Reihe von Anwendern, die MySQL außerhalb des Internet einsetzen und extreme Bedingungen haben. Die CeBIT hat gezeigt, daß MySQL für praktisch jeden interessant ist, der professionelle Systeme einsetzt. Es gibt verschiedene Gründe, warum Fähigkeiten wie stored procedures oder triggers eingebaut werden müssen. Einer davon sind die Kunden, die gerne umsteigen wollen, in ihrer bisherigen Anwendung jedoch reichlich Gebrauch von diesen Fähigkeiten machen und die Anwendung selbst nicht umschreiben können. Insbesondere die Kombination mit InnoDB zeigt deutlich, daß MySQL allen professionellen Ansprüchen genügt. Zusätzlich haben wir mit MyISAM einen Tablehandler, der von Anfang an für grösste Datenmengen, extreme Stabilität und höchste Geschwindigkeit konstruiert worden ist, und zwar für den eigenen Bedarf. Die spezielle Konstruktion von MySQL erlaubt es, unter die eigentliche Maschine beliebig viele Tablehandler zu packen. MyISAM, InnoDB und Heap sind dabei die interessantesten. Leider kennen wir nur wenige unserer Kunden genauer. Deshalb sind wir auf der Suche nach Anwendergeschichten, die wir publizieren wollen. Es ist eben auch eine Frage der Ressourcen. Auf der CeBIT haben wir z.B. Mobile.de herausgestellt, allerdings mit überholten Zahlen. Mobile.de hat inzwischen Maschinen an verschiedenen Standorten, um die Auswahlsicherheit zu erhöhen. Sie arbeiten mit einem abgewandelten Master-Slave-Konzept, das heißt es gibt einen Super-Master und an jedem Standort einen Master, der diesen repliziert. Jeder Master hat nun wieder Slaves, insgesamt sind 61 im Einsatz, um die 290 Millionen Seitenaufrufe pro Monat zu verkraften. Viele Kunden, von denen wir wissen, möchte nicht gerne verraten, wie sie arbeiten, aber so viel kann ich vielleicht hier erzählen: ein Kunde arbeitet mit Testsystemen im Telekommunikationsbereich und sammelt pro Tag etwa 1 GB an Testdaten. Der ehemalige schwedische Telekommunikations-Monopolist Telia spielt jede Nacht Daten ein, zur Zeit 30 Millionen Datensätze am Stück in etwa einer halben Stunde. Ich hoffe, etwas Licht in diese Diskussion gebracht zu haben. Allgemein wird anerkannt, daß wir ein professionelles System entwickeln und die Verantwortung übernehmen wollen, die von Seiten der Industrie und der Verwaltung an die Open Source Bewegung herangetragen werden. In diesem Zusammenhang sind immer wieder Fragen in Bezug auf unser Geschäftsmodell aufgetaucht. Auch dazu hatten wir eine sehr schöne Grafik auf der CeBIT. Die Grundlage unseres Erfolgs ist die große Anzahl der Benutzer aus der Community. Diese arbeiten zunehmend in Firmen und setzen dort MySQL ein. Die Firmen wiederum kaufen bei uns Support, Training, Consulting. Wenn dort Produkte entwickelt werden, die MySQL nutzen, kaufen diese Firmen bei uns Lizenzen, die den Hauptteil der Einnahmen ausmachen. Von diesen Einnahmen werden inzwischen nicht nur Entwickler, sondern auch Trainer wie ich, Verkaufspersonal, Marketingleute, Buchhaltung usw. bezahlt. Früher hat Monty z.B. alleine auf Leistungsdaten getestet, heute haben wir eine Abteilung von 4 Leuten, die sich ausschließlich um Benchmarks kümmert. Seriöse Firmen, die MySQL einsetzen wollen, legen großen Wert darauf, die Hintergründe kennenzulernen - verständlicherweise würde man sich ungern in die Hände von Leuten begeben, auf die man sich nicht verlassen kann. Nach meiner Meinung muß die Open Source Bewegung insgesamt in diese Richtung gehen. Mein Beitrag zur PHP-Konferenz sollte dazu Anregungen geben. Zweifellos hat die Community eine unglaubliche Fülle von beeindruckenden Produkten geschaffen, die zunehmend von der Gesellschaft eingesetzt werden. Dadurch kommen Ansprüche auf die Community zu, die diese wiederum verändern wird. Ich bin gespannt, wie sich dieser Prozeß in den nächsten Jahren entwickeln wird. Unser Modell kann in den meisten Fällen vermutlich leider nicht als Vorbild dienen. Die Voraussetzung ist nämlich, daß es eine juristische Körperschaft gibt, die das Copyright auf die Software hat. Das ist bei uns gegeben. Damit können wir zusätzlich zur GPL eine zweite Lizenz anbieten für alle diejenigen, für die GPL nicht akzeptabel ist. Open Source ist bei uns Teil des Geschäftsmodells: wir werden immer die Open Source Bewegung unterstützen und die GPL Lizenz anbieten. Diese Mischung ist sicher ungewöhnlich und muß von der Community vielleicht erst richtig verdaut werden. Ich hatte aber den Eindruck von den Messen und von der Developer Konferenz FOSDEM, daß ein großes Interesse an unserem Modell besteht. Insbesondere wird der Fall NuSphere/MySQL dazu beitragen, die rechtliche Problematik der GPL und der Free Software Bewegung zu klären. Wir haben in dieser Sache die Unterstützung der Free Software Foundation. Bekanntlich betont Richard Stallman, daß Free im Sinne von Freedom zu verstehen sei, nicht im Sinne von Free Beer. Wie man allerdings die freie Verfügbarkeit und die Notwendigkeit, einen Lebensunterhalt zu verdienen, miteinander vereinbart, sagt Stallman nicht. Da müssen wir alle selber eine Lösung finden. Übrigens: wir suchen einen Verkaufsrepräsentanten für Deutschland: http://www.mysql.com/company/jobs/sales_executive.html Herzlich Werner Stürenburg -- Deutsches Training Hamburg: 15.-19. April __ ___ ___ ____ __ / |/ /_ __/ __/ __ \/ / Dr.math. W. Stürenburg <werner_(at)_mysql.com> / /|_/ / // /\ \/ /_/ / /__ MySQL AB, Consultant, Trainer /_/ /_/\_, /___/\___\_\___/ Bielefeld, Germany <___/ www.mysql.com +49-5224-997-407, GSM +49-172-938 0 238 --- Infos zur Mailingliste, zur Teilnahme und zum An- und Abmelden unter -->> http://www.4t2.com/mysql
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