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AW: Erfahrung mit MySQL 4.0

AW: Erfahrung mit MySQL 4.0

Werner Stuerenburg mysql-de_(at)_lists.bttr.org
Wed, 3 Apr 2002 13:01:24 +0200


Hallo Dirk!

Dirk Munzinger schrieb am Samstag, 30. März 2002, 14:40:08:
> Andre Steffens schrieb:
>> > hat von euch schon jemand Erfahrung mit MySQL 4.0 in bezug
>> auf > Stabilität und Zuverlässigkeit gesammelt ? ich habe
>> MySQL 4.0 seit einigen Wochen im Testbetrieb im Einsatz und
>> werde im Laufe des WE's auch das Realsystem darauf umstellen!
>> Reicht Dir diese Aussage?

Andre Steffens hatte mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht.
Leider komme ich erst heute dazu, mich zu äußern. Ursprünglich
war ja geplant, daß ich hier mitlese, aber schnell mußte ich das
wegen Arbeitsüberlastung aufgeben.

Zur Stabilität von Alpha-Versionen: alle reproduzierbaren Bugs
werden bei uns automatisch in den Testlauf eingebaut. Jede
Version wird vor der Veröffentlichung getestet und hat aus
unserer Sicht keinerlei Bugs.

Wir testen auf etwa 35 verschiedenen
Hardware/Software-Kombinationen, soweit wir halt auf die
entsprechenden Ressourcen zurückgreifen können. So haben wir z.B.
jetzt seit einem halben Jahr Zugriff auf einen Mac.

Seit 1. April arbeitet Lenz Grimmer bei uns, der vorher bei SuSE
für ähnliche Aufgaben zuständig war. Er wird die Tests und
Verpackung der Releases übernehmen und damit direkt Monty
entlasten.

Die Test-Labors von Ziff-Davis haben Ende letzten Jahres 5 große
Datenbankhersteller zu einem großen Praxistest eingeladen. Wir
hatten die Ehre, dazu gezählt zu werden. Es wurde mit der 4.0
Alpha und InnoDB auf einem Windows System mit JDBC Driver
getestet. Einzelheiten findet man im Originalartikel

http://www.eweek.com/article/0,3658,s=708&a=23115,00.asp

und speziell die Durchsatz-Grafik

http://www.eweek.com/slideshow/0,3670,sid=0&a=23120&s=1590,00.asp?image=True&position=1

Interessant ist, daß einer der Testläufe ein 8-Stunden-Dauertest
war, den nur MySQL und Oracle geschafft haben.

Soviel zur Stabilität der Alpha-Versionen. Für uns heißt also
Alpha, daß wir laufend neue Features einbauen. Selbstverständlich
ist es klug, eine neue Version auf der Produktionsmaschine mit
den Produktionsdaten zu testen. Das kann man bei uns sehr leicht
machen: man startet auf derselben Maschine mit einem anderen
Port/Socket die neue Version, legt aus dem letzten Backup eine
neue Datenbank für diese Instanz an und spielt das Binary Logfile
zurück, womit man zumindest die datenverändernden Operationen
getestet hat. Das Hochlastverhalten kann man leicht anderweitig
testen. Damit dürfte man wissen, woran man ist.

Auf der CeBIT haben wir eine Grafik gezeigt, die die
verschiedenen Entwicklungsstadien der verschiedenen Versionen
zeigt. Ursprünglich war geplant, nach der 4.1 eine Version 4.2
folgen zu lassen. Diese wird jetzt 5.0 heißen und ist für
Dezember angesagt. Dort sollen stored procedures und triggers
implementiert sein. Im Moment wird daran gearbeitet. Weiterhin
wird bereits Multiserver Replication getestet. Außerdem soll ein
automatischer Failsafe Mechanismus bei der Replikation realisiert
sein.

Die 4.1 wird als wesentliche Neuerung ein Online-Backup-System
für MyISAM haben. Für InnoDB ist ein entsprechendes
kostenpflichtiges Tool verfügbar, welches sich derzeit in der
Testphase befindet. Einzelheiten finden sich auf InnoDB.com,
ebenso sehr interessante Fallgeschichten, die die Legende vom
Spielzeug durchaus widerlegen sollten.

Ich persönlich kenne von den Schulungen eine ganze Reihe von
Anwendern, die MySQL außerhalb des Internet einsetzen und extreme
Bedingungen haben. Die CeBIT hat gezeigt, daß MySQL für praktisch
jeden interessant ist, der professionelle Systeme einsetzt. Es
gibt verschiedene Gründe, warum Fähigkeiten wie stored procedures
oder triggers eingebaut werden müssen. Einer davon sind die
Kunden, die gerne umsteigen wollen, in ihrer bisherigen Anwendung
jedoch reichlich Gebrauch von diesen Fähigkeiten machen und die
Anwendung selbst nicht umschreiben können.

Insbesondere die Kombination mit InnoDB zeigt deutlich, daß MySQL
allen professionellen Ansprüchen genügt. Zusätzlich haben wir mit
MyISAM einen Tablehandler, der von Anfang an für grösste
Datenmengen, extreme Stabilität und höchste Geschwindigkeit
konstruiert worden ist, und zwar für den eigenen Bedarf. Die
spezielle Konstruktion von MySQL erlaubt es, unter die
eigentliche Maschine beliebig viele Tablehandler zu packen.
MyISAM, InnoDB und Heap sind dabei die interessantesten.

Leider kennen wir nur wenige unserer Kunden genauer. Deshalb sind
wir auf der Suche nach Anwendergeschichten, die wir publizieren
wollen. Es ist eben auch eine Frage der Ressourcen. Auf der CeBIT
haben wir z.B. Mobile.de herausgestellt, allerdings mit
überholten Zahlen. Mobile.de hat inzwischen Maschinen an
verschiedenen Standorten, um die Auswahlsicherheit zu erhöhen.
Sie arbeiten mit einem abgewandelten Master-Slave-Konzept, das
heißt es gibt einen Super-Master und an jedem Standort einen
Master, der diesen repliziert. Jeder Master hat nun wieder
Slaves, insgesamt sind 61 im Einsatz, um die 290 Millionen
Seitenaufrufe pro Monat zu verkraften.

Viele Kunden, von denen wir wissen, möchte nicht gerne verraten,
wie sie arbeiten, aber so viel kann ich vielleicht hier erzählen:
ein Kunde arbeitet mit Testsystemen im Telekommunikationsbereich
und sammelt pro Tag etwa 1 GB an Testdaten. Der ehemalige
schwedische Telekommunikations-Monopolist Telia spielt jede Nacht
Daten ein, zur Zeit 30 Millionen Datensätze am Stück in etwa
einer halben Stunde.

Ich hoffe, etwas Licht in diese Diskussion gebracht zu haben.
Allgemein wird anerkannt, daß wir ein professionelles System
entwickeln und die Verantwortung übernehmen wollen, die von
Seiten der Industrie und der Verwaltung an die Open Source
Bewegung herangetragen werden. In diesem Zusammenhang sind immer
wieder Fragen in Bezug auf unser Geschäftsmodell aufgetaucht.
Auch dazu hatten wir eine sehr schöne Grafik auf der CeBIT.

Die Grundlage unseres Erfolgs ist die große Anzahl der Benutzer
aus der Community. Diese arbeiten zunehmend in Firmen und setzen
dort MySQL ein. Die Firmen wiederum kaufen bei uns Support,
Training, Consulting. Wenn dort Produkte entwickelt werden, die
MySQL nutzen, kaufen diese Firmen bei uns Lizenzen, die den
Hauptteil der Einnahmen ausmachen.

Von diesen Einnahmen werden inzwischen nicht nur Entwickler,
sondern auch Trainer wie ich, Verkaufspersonal, Marketingleute,
Buchhaltung usw. bezahlt. Früher hat Monty z.B. alleine auf
Leistungsdaten getestet, heute haben wir eine Abteilung von 4
Leuten, die sich ausschließlich um Benchmarks kümmert. Seriöse
Firmen, die MySQL einsetzen wollen, legen großen Wert darauf, die
Hintergründe kennenzulernen - verständlicherweise würde man sich
ungern in die Hände von Leuten begeben, auf die man sich nicht
verlassen kann.

Nach meiner Meinung muß die Open Source Bewegung insgesamt in
diese Richtung gehen. Mein Beitrag zur PHP-Konferenz sollte dazu
Anregungen geben. Zweifellos hat die Community eine unglaubliche
Fülle von beeindruckenden Produkten geschaffen, die zunehmend von
der Gesellschaft eingesetzt werden. Dadurch kommen Ansprüche auf
die Community zu, die diese wiederum verändern wird. Ich bin
gespannt, wie sich dieser Prozeß in den nächsten Jahren
entwickeln wird. Unser Modell kann in den meisten Fällen
vermutlich leider nicht als Vorbild dienen. Die Voraussetzung ist
nämlich, daß es eine juristische Körperschaft gibt, die das
Copyright auf die Software hat. Das ist bei uns gegeben. Damit
können wir zusätzlich zur GPL eine zweite Lizenz anbieten für
alle diejenigen, für die GPL nicht akzeptabel ist.

Open Source ist bei uns Teil des Geschäftsmodells: wir werden
immer die Open Source Bewegung unterstützen und die GPL Lizenz
anbieten. Diese Mischung ist sicher ungewöhnlich und muß von der
Community vielleicht erst richtig verdaut werden. Ich hatte aber
den Eindruck von den Messen und von der Developer Konferenz
FOSDEM, daß ein großes Interesse an unserem Modell besteht.

Insbesondere wird der Fall NuSphere/MySQL dazu beitragen, die
rechtliche Problematik der GPL und der Free Software Bewegung zu
klären. Wir haben in dieser Sache die Unterstützung der Free
Software Foundation. Bekanntlich betont Richard Stallman, daß
Free im Sinne von Freedom zu verstehen sei, nicht im Sinne von
Free Beer. Wie man allerdings die freie Verfügbarkeit und die
Notwendigkeit, einen Lebensunterhalt zu verdienen, miteinander
vereinbart, sagt Stallman nicht. Da müssen wir alle selber eine
Lösung finden.

Übrigens: wir suchen einen Verkaufsrepräsentanten für
Deutschland:

http://www.mysql.com/company/jobs/sales_executive.html


Herzlich
Werner Stürenburg

-- 
Deutsches Training Hamburg: 15.-19. April
   __  ___     ___ ____  __
  /  |/  /_ __/ __/ __ \/ /    Dr.math. W. Stürenburg <werner_(at)_mysql.com>
 / /|_/ / // /\ \/ /_/ / /__   MySQL AB, Consultant, Trainer
/_/  /_/\_, /___/\___\_\___/   Bielefeld, Germany
       <___/   www.mysql.com   +49-5224-997-407, GSM  +49-172-938 0 238

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