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Re: [php] Vergütung eines PHP Entwicklers

Re: [php] Vergütung eines PHP Entwicklers

Peter Linzenkirchner peter at linzenkirchner.de
Mit Dez 22 18:49:21 CET 2004


Hallo,

Am 22. Dez 2004 um 16:51 schrieb Zobel M.:

> das stimmt. Entschuldige bitte mein Kommentar war mehr darauf bezogen
> das man keine Pauschalpreise machen kann wenn man nicht genaue
> Anforderungen hat. Demzufolge kann man nicht angeben wann es fertig
> und wieviel es kosten wird. Hat natürlich nichts damit zu tun das der
> Zeitaufwand für den Kunden bis auf den Liefertermin keine Rolle
> spielt.

Dem kann ich mich nur anschließen - und noch etwas darüber hinausgehen. 
Nach eigenen leidvollen Erfahrungn gehe ich jetzt so vor:

Ich mache in der Regel einen Kostenvoranschlag für das gesamte Projekt, 
was schon mal etwas länger dauern kann: Bedarfanalyse, fehlende 
Elemente im Briefing nachfordern, Konzept, Aufwandsabschätzung. Dann 
Angebot ausformulieren, genau festlegen, was und welche Leistungen es 
enthält und vor allem, was es nicht enthält (schließlich möchte ich 
nicht hundert Stunden kostenlos nachbessern, weil der Kunde behauptet, 
dieses und jenes sei doch in jedem Fall noch inbegriffen. Ich möchte 
darüber nicht mal diskutieren). Quasi ein Vorab-Pflichtenheft. Da gehen 
etliche Arbeitsstunden ins Land ... Aber wie will man ohne diese 
Vorleistung wissen, was es kostet und wie lange es dauert? Ich kann das 
nicht.

Was kostet ein Auto - dieser Vergleich stimmt schon. Irgendwas zwischen 
500,00 und 500.000,00 Euro. Je nachdem. :)

Ein Angebot à la "5 Seiten für xxx Euro" halte ich nicht für sinnvoll. 
Das geht vielleicht noch bei reinem HTML mit Design von der Stange, 
aber scheidet schon aus, wenn das Projekt ordentlich (= individuell) 
gestaltet werden muss. Gestaltung fällt nicht einfach vom Himmel, das 
ist genauso professionelle Arbeit wie Programmierung. Ausserdem: ich 
mache mir immer auch Gedanken darüber, wer die Inhalte bringt und 
einpflegt - bzw. wann und wie. Nach meiner Erfahrung bringen die 
Auftraggeber die Inhalte irgendwann kurz vor oder nach dem St. 
Nimmerleins-Tag. Ausserdem kann man drauf wetten, dass der Kunde nach 
ein paar Monaten kommt und empört fragt, warum seine Seite denn nicht 
in Google zu finden ist ("Also bei einer ordentlich gemachten Seite 
gehört das doch einfach dazu!!" etc. usw. usf.)

Ganz zu schweigen von PHP - dynamische Elemente lassen sich doch nicht 
in Seiten ausdrücken.

Deshalb kommen ins Angebot (für Webseiten - also oft ohne PHP oder PHP 
nur in Teilbereichen) auch folgende Bereiche, teils als optionale 
Posten:
- Beratung bei der Wahl der Mittel: HTML-Seiten, eig. 
PHP-Programmierung, CMS-System, Zugänglichkeit, Browserkompatabilität
- Konzeption und Anpassung an die betrieblichen Erfordernisse (hier 
überlege ich z. B., was ich dem Kunden denn noch verkaufen kann - 
vielleicht braucht er ganz oder in Teilen etwas ganz anderes als er 
anfragt)
- Gestaltung incl. Anpassung ans Corporate Design (hier arbeite ich mit 
einem Grafiker zusammen)
- Erarbeitung und Pflege der Inhalte (ggf. mit Texter und Fotografen)
- Beratung und Betreuung beim Hosting und bei rechtlichen Erfordernissen
- Suchmaschinentauglichkeit und Suchmaschinenmarketing bis hin zu 
Google Ads (das kennen die Leute meist nicht!)
Ein Komplettpaket eben - auch und gerade bei "einfachen HTML-Seiten". 
Das müssen die Leute nicht komplett übernehmen, sie können auch 
Einzelposten kaufen. Aber es ist von Anfang an klar: wenn sie das 
Suchmaschinenpaket nicht nehmen, dann brauchen sie sich nicht zu 
wundern, wenn sie in den Suchmaschinen nicht eingetragen sind. Und dass 
Beratung (= endlose Kundengespräche über grundlegende Internet-Themen) 
einfach Geld kostet.

Angebote wie "5 Standardinternetseiten für xxx Euro" sind schlecht für 
alle Beteiligten: für die Kunden, weil sie HTML+Design von der Stange 
bekommen mit 0 Service; für den Anbieter, weil er nichts verdient und 
entweder auf Dauer seine Kunden verprellt oder endlos umsonst 
nachbessert.

Stundensätze sind in jedem Fall belanglos - manchmal kann ich 
ordentlich verlangen, manchmal muss ich deftig nach unten. Letzteres 
kann sich wieder rentieren, wenn Folgeaufträge kommen, oder wenn die 
Pflege mit übernommen wird. Machmal muss man einen Kunden regelrecht 
"anfixen", manchmal braucht man auch ein Angebot, um einen Kunden 
loszuwerden. (Wenn er den unveschämten Preis akzeptiert, nun, dann 
rentiert sich eine unangenehme Arbeit wenigstens). Wenn man ins 
Geschäft kommen will, muss man andere Preise machen, als wenn man einen 
guten Kundenstamm hat.

Die Preise kommen nicht von der Stange: Ich muss mir überlegen, wie 
lange ich brauche, wieviel Geld ich verdienen muss, um überleben zu 
können; wieviel Geld ich im Gegensatz dazu gerne hätte; was ich dem 
Kunden letztlich zumuten kann, welche Aufträge kommen eventuell in der 
Folge nach, wieviel Leistung muss ich kaufen. Ein Patentrezept kenne 
ich da nicht.

Einfache Abschätzung:
- wieviel Geld brauche ich zum Leben (Miete, Essen, Kleidung, Fun)
- wieviel Geld kosten meine Versicherungen (Krankheit, Rente etc. Alles 
sehr teuer bei Selbstständigen)
- wieviel Geld möchte ich als finanzielle Rücklage
- wieviel Geld brauche ich für Aufwendungen: Büro, Auto, Software, 
Werbung, Internetanschluss etc. Über alles eben
- wie lange will ich arbeiten in der Woche, im Monat, im Jahr und 
wieviel Urlaub will ich haben.
Daraus lässt sich leicht ein Mindest-Stundenlohn errechnen.

Viele Grüße
Peter


-- 
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Peter Linzenkirchner
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