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Hi Benjamin, Benjamin Rüegg schrieb: [...] > Nur: Zur Zeit habe ich 4 Projekte gleichzeitig laufen, alle davon > müssten längst fertig sein und ständig kommen neue Änderungen auf mein > Tisch oder ein bereits laufendes Projekt macht zwischendurch mal > Probleme. Termine einhalten ist bei mir schon lange kein Thema mehr, > weil alle immer irgendwie was geändert haben wollen oder wieder mal eine > tolle Idee haben, was man denn noch so alles machen könnte... [...] > Das ganze kann manchmal sehr demotvierend sein und ich trödle dann > manchmal stundenweise rum - weil's einfach zuviel wird... obwohl > genügend Arbeit da wäre.... [...] Dein Problem ist, daß Dir die Leitung Deiner Projekte entglitten ist. Du hast in den ganzen Details den Überblick verloren. Ich gehe prinzipiell so vor, daß ich mir alle anstehenden Aufgaben notiere. Oft habe ich soviel zu tun, daß ich meine Notizen nicht aktuell halten kann. Sobald ich aber dann den Überblick im Kopf verliert, lege ich eine Pause ein und mache erst einmal wieder eine Bestandsaufnahme. Die darf auch einmal einen halben Tag dauern, weil ich danach wesentlich zielgenauer und effizienter arbeiten kann. Wenn ich alle aktuellen Aufgaben notiert habe, vergebe ich Prioritäten und lege zeitliche Abläufe (Termine) fest - natürlich in Absprache mit meinen Kollegen. Nach dem festgelegten Plan arbeite ich dann. Es kommen dann noch drei Dinge hinzu: 1. Es erleichtert einen ungemein, wenn nicht zuviel auf dem Zettel steht, weil man sich sonst irgendwann nur noch gehetzt und überfordert fühlt. Daher gucke ich immer, ob es nicht eine Reihe kleiner Aufgaben gibt, die man - unter Mißachtung der allgemeinen Prioritäten - mal vorziehen und an einem Tag dazwischen schieben kann. Damit hat man sie vom Tisch. Der Zettel sieht auf einen Schlag wesentlich leerer aus, keiner fragt mehr danach, wann es fertig ist, und ich kann mich in Ruhe den großen Aufgaben widmen. 2. Deine Arbeitszeit ist eine feste Größe. Sie könnte maximal 24 Stunden pro Tag betragen. ;-) Das ist aber nicht sinnvoll, denn Du sollst ja dauerhaft gleichbleibend produktiv arbeiten. Also hast Du z.B. eine 40 - 45 Stundenwoche. Mehr ist sicher unproduktiv, weil Konzentration und Leistung dann rasant abbauen. Die Projekte, die Deine Firma von Dir umgesetzt haben will, brauchen auch eine gewisse Zeit. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Zeitleiste, über die Du mit allen Beteiligten gemeinsam reden mußt. D.h. Deine Firma muß projektübergreifend festlegen, welches Projekt welche Priorität hat. Und d.h. vor allem, die Projektleiter müssen festlegen, welche Prioritäten es innerhalb der Projekte gibt, auch was Änderungen betrifft. Wenn jedes Projekt verschiedene Ausbaustufen hat, womit ein Projekt also mit einer Basisfunktionalität online gehen und dann sukzessive ausgebaut werden kann, dann führt das für Dich zu einer spürbaren Entlastung. Du kannst dann so rechnen: Du hast z.B. bei vier Projekten die Ausbaustufe 1 mit - sagen wir - jeweils 25% der Arbeit erledigt. Dann hättest Du hier umgerechnet schon ein Projekt vom Tisch. ;-) Und vor allem haben alle Beteiligten schon einmal etwas Funktionierendes vorzuweisen, spüren, daß es erfolgreich voran geht, und erfahren so Bestätigung. Das ist wichtig. 3. Gegen Änderungen ist nichts einzuwenden. Solche Projekte entwickeln sich immer dynamisch, weil man während der Umsetzung oft erst merkt, was man anders, was man besser und was man sonst noch so alles machen könnte. Wenn man hier gut miteinander zusammenarbeitet, trägt das sehr zum Projekterfolg bei. Nur: Diese ganzen Änderungen laufen nicht im luftleeren Raum, sondern müssen in den Gesamtzeitplan eingebaut und priorisiert werden. Es darf nicht sein, daß Du Dich am Ende nur noch in unwichtigen Detailänderungen verhedderst, nur weil ein Kollege gerade meint, daß diese Änderung jetzt das Wichtigste überhaupt ist. Das Ganze hat also sehr viel mit Überblick, Priorisierung und Psychologie zu tun. :-) Man muß immer am Ball bleiben, sonst verliert man den Überblick, setzt in dem Wirrwarr falsche bzw. eher keine Prioritäten und ist am Ende genervt und ausgelaugt. Ich kenne Deine persönliche Situation nicht, aber wenn ich so richtig ausgebrannt bin, dann nehme ich drei Wochen Urlaub am Stück und verschwinde irgendwo hin - ohne Uhr, ohne Telefon, ohne Computer, ohne Internet (ohne Internet ist schwer, ich weiß :-D ). Und dann mache ich nur, was ich will. Wichtig ist: Denke nicht an die Arbeit, schalte total ab. Betreibe Müßiggang, so daß es Dir richtig langweilig wird. ;-) 2001 habe ich einfach mal drei Wochen Urlaub genommen. Schon weit einen Monat vor dem Urlaub habe ich mein Arbeitspensum auf Normalmaß reduziert, um schon vor dem Urlaub möglichst weit zur Ruhe zu kommen. Das halte ich für sehr wichtig. Urlaubsmäßig hatte ich nichts organisiert, weil ich dazu keine Kraft mehr aufwenden konnte und wollte. Ich hatte mir nur vorgenommen, wenn ich mich soweit fühlte, ins Reisebüro zu gehen und für den nächsten Tag eine Fahrkarte nach England zu kaufen. So habe ich das auch gemacht. Ich habe nur ein paar Klamotten eingepackt, bin am nächsten Tag nach England aufgebrochen und habe mir dort in meinem Lieblingsort eine Unterkunft an der See besorgt. Dort bin ich dann tagelang kilometerweit am Meer und im Hinterland spazieren gegangen. Und als ich wieder Lust verspürte, nach Hause zu fahren, habe ich das getan. Also mal für drei Wochen kontrolliertes Aussteigen. ;-) Das hat sehr gut getan. :-))) Viele Grüße Lutz
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