Mailinglisten-Archive |
Am Freitag, 21. Januar 2005 10:32 schrieb Lutz Zetzsche: > Hi Benjamin, > > Benjamin Rüegg schrieb: > > [...] > > > Nur: Zur Zeit habe ich 4 Projekte gleichzeitig laufen, alle davon > > müssten längst fertig sein und ständig kommen neue Änderungen auf mein > > Tisch oder ein bereits laufendes Projekt macht zwischendurch mal > > Probleme. Termine einhalten ist bei mir schon lange kein Thema mehr, > > weil alle immer irgendwie was geändert haben wollen oder wieder mal eine > > tolle Idee haben, was man denn noch so alles machen könnte... > > [...] > > > Das ganze kann manchmal sehr demotvierend sein und ich trödle dann > > manchmal stundenweise rum - weil's einfach zuviel wird... obwohl > > genügend Arbeit da wäre.... > > [...] > > Dein Problem ist, daß Dir die Leitung Deiner Projekte entglitten ist. Du > hast in den ganzen Details den Überblick verloren. > > Ich gehe prinzipiell so vor, daß ich mir alle anstehenden Aufgaben > notiere. Oft habe ich soviel zu tun, daß ich meine Notizen nicht aktuell > halten kann. Sobald ich aber dann den Überblick im Kopf verliert, lege ich > eine Pause ein und mache erst einmal wieder eine Bestandsaufnahme. Die > darf auch einmal einen halben Tag dauern, weil ich danach wesentlich > zielgenauer und effizienter arbeiten kann. > > Wenn ich alle aktuellen Aufgaben notiert habe, vergebe ich Prioritäten und > lege zeitliche Abläufe (Termine) fest - natürlich in Absprache mit meinen > Kollegen. Nach dem festgelegten Plan arbeite ich dann. > > Es kommen dann noch drei Dinge hinzu: > > 1. Es erleichtert einen ungemein, wenn nicht zuviel auf dem Zettel steht, > weil man sich sonst irgendwann nur noch gehetzt und überfordert fühlt. > Daher gucke ich immer, ob es nicht eine Reihe kleiner Aufgaben gibt, die > man - unter Mißachtung der allgemeinen Prioritäten - mal vorziehen und an > einem Tag dazwischen schieben kann. Damit hat man sie vom Tisch. Der > Zettel sieht auf einen Schlag wesentlich leerer aus, keiner fragt mehr > danach, wann es fertig ist, und ich kann mich in Ruhe den großen Aufgaben > widmen. > > 2. Deine Arbeitszeit ist eine feste Größe. Sie könnte maximal 24 Stunden > pro Tag betragen. ;-) Das ist aber nicht sinnvoll, denn Du sollst ja > dauerhaft gleichbleibend produktiv arbeiten. Also hast Du z.B. eine 40 - > 45 Stundenwoche. Mehr ist sicher unproduktiv, weil Konzentration und > Leistung dann rasant abbauen. Die Projekte, die Deine Firma von Dir > umgesetzt haben will, brauchen auch eine gewisse Zeit. Daraus ergibt sich > zwangsläufig eine Zeitleiste, über die Du mit allen Beteiligten gemeinsam > reden mußt. D.h. Deine Firma muß projektübergreifend festlegen, welches > Projekt welche Priorität hat. Und d.h. vor allem, die Projektleiter müssen > festlegen, welche Prioritäten es innerhalb der Projekte gibt, auch was > Änderungen betrifft. Wenn jedes Projekt verschiedene Ausbaustufen hat, > womit ein Projekt also mit einer Basisfunktionalität online gehen und dann > sukzessive ausgebaut werden kann, dann führt das für Dich zu einer > spürbaren Entlastung. Du kannst dann so rechnen: Du hast z.B. bei vier > Projekten die Ausbaustufe 1 mit - sagen wir - jeweils 25% der Arbeit > erledigt. Dann hättest Du hier umgerechnet schon ein Projekt vom Tisch. > ;-) Und vor allem haben alle Beteiligten schon einmal etwas > Funktionierendes vorzuweisen, spüren, daß es erfolgreich voran geht, und > erfahren so Bestätigung. Das ist wichtig. > > 3. Gegen Änderungen ist nichts einzuwenden. Solche Projekte entwickeln > sich immer dynamisch, weil man während der Umsetzung oft erst merkt, was > man anders, was man besser und was man sonst noch so alles machen könnte. > Wenn man hier gut miteinander zusammenarbeitet, trägt das sehr zum > Projekterfolg bei. Nur: Diese ganzen Änderungen laufen nicht im luftleeren > Raum, sondern müssen in den Gesamtzeitplan eingebaut und priorisiert > werden. Es darf nicht sein, daß Du Dich am Ende nur noch in unwichtigen > Detailänderungen verhedderst, nur weil ein Kollege gerade meint, daß diese > Änderung jetzt das Wichtigste überhaupt ist. > > Das Ganze hat also sehr viel mit Überblick, Priorisierung und Psychologie > zu tun. :-) Man muß immer am Ball bleiben, sonst verliert man den > Überblick, setzt in dem Wirrwarr falsche bzw. eher keine Prioritäten und > ist am Ende genervt und ausgelaugt. > > Ich kenne Deine persönliche Situation nicht, aber wenn ich so richtig > ausgebrannt bin, dann nehme ich drei Wochen Urlaub am Stück und > verschwinde irgendwo hin - ohne Uhr, ohne Telefon, ohne Computer, ohne > Internet (ohne Internet ist schwer, ich weiß :-D ). Und dann mache ich > nur, was ich will. Wichtig ist: Denke nicht an die Arbeit, schalte total > ab. Betreibe Müßiggang, so daß es Dir richtig langweilig wird. ;-) > > 2001 habe ich einfach mal drei Wochen Urlaub genommen. Schon weit einen > Monat vor dem Urlaub habe ich mein Arbeitspensum auf Normalmaß reduziert, > um schon vor dem Urlaub möglichst weit zur Ruhe zu kommen. Das halte ich > für sehr wichtig. Urlaubsmäßig hatte ich nichts organisiert, weil ich dazu > keine Kraft mehr aufwenden konnte und wollte. Ich hatte mir nur > vorgenommen, wenn ich mich soweit fühlte, ins Reisebüro zu gehen und für > den nächsten Tag eine Fahrkarte nach England zu kaufen. So habe ich das > auch gemacht. Ich habe nur ein paar Klamotten eingepackt, bin am nächsten > Tag nach England aufgebrochen und habe mir dort in meinem Lieblingsort > eine Unterkunft an der See besorgt. Dort bin ich dann tagelang > kilometerweit am Meer und im Hinterland spazieren gegangen. Und als ich > wieder Lust verspürte, nach Hause zu fahren, habe ich das getan. Also mal > für drei Wochen kontrolliertes Aussteigen. ;-) Das hat sehr gut getan. > > :-))) > > Viele Grüße > > Lutz Du hast keine Kinder, oder??
php::bar PHP Wiki - Listenarchive