[php] 3 Update hintereinander

[Werner Stuerenburg]

eschmid+sic_(at)_s.netic.de wrote:
> 
> > Mich beeindruckt die Professionalität in der Open Source-Szene
> > sehr, wie ich sie von außen kennenlerne. Einmal habe ich ein
> > solches Projekt auch von "innen" her kennengelernt, über die
> > Mailingliste der Entwickler, das fand ich aber doch eher
> > kindisch. Vermutlich wird es aber auch hier genauso viele
> > Unterschiede geben, wie es Menschen und Projekte gibt.
> 
> Von was sprichtst Du hier? Ich kenne die Mailingliste der Entwickler von
> PHP nun auch schon länger (um korrekt zu sein seit 1997). Ich lese auch
> die interessanten Beiträge von Richard M. Stallman und vom O'Reilly Verlag
> beim webmaster_(at)_php.net mit.

Vielleicht ist das auch ungerecht, denn ich war nicht beteiligt
und habe nur eine Weile von Afang an mitgelesen. Insbesondere
weiß ich nicht, was dabei herausgekommen ist. Die amerikanische
php-Liste habe ich nicht gemeint.

Mehrere andere habe ich auch lange verfolgt, da sind die Projekte
aber versandet, weil fast alles and den (dem) Initiator(en)
hängen blieb und kräfte-/energiemäßig die Luft ausging.
 
> > Man arbeitet gemeinsam für eine Sache, für eine Idee, und
> > unglaubliche Energien werden frei, für die man die Leute nicht
> > bezahlen könnte. Ich bin sehr gespannt, was sich daraus noch
> > alles ergibt (für die Menschheit).
> 
> Da muß ich dich leider entäuschen. Es gibt sehr viel Energien bei den
> Politikern die es sich bezahlen lassen. Als ich 1997 bei PHP als Autor des
> PHP Manuals angefangen habe, war ich Arbeitslos.

Da fühle ich mich falsch verstanden: wenn man die Sache aus
Arbeitgebersicht sieht, kann und muß man die Mitarbeiter
vielfältig motivieren, aber es bleibt immer eine Distanz zwischen
der Firma und der Person, trotz Beteiligungsmodellen,
Aktienzuwendungen etc. Mit anderen Worten: manches kann man
selbst für gutes Geld nicht haben (Liebe gehört bekanntermaßen
dazu, und das hier scheint mir nicht weit davon ab).

Insbesondere verwundert es doch, welch ein Müll dann dabei
herauskommt, wenn man sich die erfolgreichste Firma ansieht,
Microsoft. Die haben nach meinem Dafürhalten doch auch eine
Verantwortung, aber davon ist wenig zu spüren. Man stelle sich
vor: ein großer Autohersteller schludert mal gerade so das
nächste Modell heraus und erklärt bei Beschwerden, man möge sich
bis zur nächsten Generation gedulden, dann könne man ja das neue
Modell kaufen.

Diese Identifikation und Begeisterung hat es auch bei
kommerziellen Projekten gegeben, Turbo Pascal z.B., später Delphi
(ich habe selber ein großes Projekt über Jahre erst unter VC++,
dann unter Delphi entwickelt). Ich kenne den Stand heute nicht
mehr, aber das war doch etwas anderes - wie beim Arbeitnehmer
spürte man auch die Abhängigkeit von der Firmenpolitik. 

Ich erinnere mich noch, daß es hieß, Delphi lebe vor allem vom
Können eines der Entwickler, und der ließ sich dann durch
Microsoft abwerben. Damit schien das gesamte Projekt gefährdet.
Außerdem war natürlich immer die Gefahr da, daß das Produkt
kommerziell nicht erfolgreich genug ist und deshalb eingestampft
wird. Wie viele einstmals berühmte Software habe ich schon in die
Vergessenheit sinken sehen! Unglaublich!

Da scheint doch im Bereich Open Source etwas völlig Neues
entstanden zu sein, vor dem man einfach nur verstummt. Da geht
mir auf - so eine Organisation wie Pfadfinder oder das Rote Kreuz
oder die Olympischen Spiele haben wohl auch mal so angefangen,
daß eine Idee Energien mobilisierte und zu großen Werken führte.
Denn: es ist alles schon mal dagewesen, das ist in der Regel
richtig.
 
> > Björn hat nicht ohne Stolz und zu Recht angeführt, daß diese
> > Mailingliste dazu einen großen Teil beigetragen hat.
> 
> Ja, ich war aus bestimmten Gründen nicht dort. Der andere Grund steht ja
> im Tagungsband ganz vorne drin. Ich möchte ja keine Eigenwerbung
> betreiben, aber das PHP Manual hat sicherlich auch etwas dazu beigetragen.

Das ist absolut korrekt und ein Versäumnis, das ich ausdrücklich
nachholen möchte. Dokumentation ist ein Riesenproblem, das keiner
gerne anpackt. Ich glaube mich auch zu erinnern, daß irgendwo
stand, php sei das am besten dokumentierte Projekt, und den
Erfolg u.a. auf diese Tatsache zurückführte.

Das gehört zum Phänomen: es findet sich eben auch für die
unangenehmen Arbeiten jemand, der sie einfach professionell
erledigt. Der einzige greifbare Lohn besteht in jedem Fall in
einer kurzen Zuschreibung.
 
> > Kristian hat Bedenken hinsichtlich der professionellen Zukunft
> > von php geäußert. Kritik dieser Art muß sein und wird mit
> > Sicherheit helfen - denn wir alle brauchen die Hilfe der anderen
> > zumindest dort, wo wir selber blind sind.
> 
> PHP != Zend

Stimmt. Auch das ist interessant. Hier kommt der Kommerz mit ins
Spiel. Was bedeutet das? Wo führt das hin? 

Verständlich ist es schon, denn immerhin müssen alle Leute ja
auch leben. Wie also finanziert sich Open Source? Wird Monty z.B.
freigestellt oder Stig oder Egon oder Rasmus oder machen die das
alle in der Freizeit? Andy und Zeev haben sich offenbar
entschlossen, ihre ökonomische Existenz ebenfals mit php zu
verbinden. Soweit ich das sehe, ist das neu.

Wie weit führt das? Ist Linus noch mit dabei oder hat es sich
verselbständigt? Er alleine kann es nicht machen, das ist klar,
aber geht es ohne ihn? Überhaupt das Problem der Steuerung: wo
man hinschaut, es gibt nur ein Modell: Einer muß das Sagen haben,
auch bei den Pfadfindern und dem Roten Kreuz. 

Nicht so bei Open Source, scheint's. Deshalb hatte ich die
Newsgroups mit ins Spiel gebracht, die haben doch ein
funktionierendes anarchisches Modell entwickelt, wie Kristian
schön aufzeigt und betont. Das hat zuletzt vor 2500 Jahren in der
griechischen Polis funktioniert, wo die herrschenden
Sklavenhalter sich alle perönlich kannten und die Dinge in der
Gruppe auf dem Marktplatz durchquatschen konnten.
 
> Beim Apache-Team weiß ich es nicht, aber beim PHP-Team gehts sehr locker
> zu. Hartmut schüttelt auch immer den Kopf, wenn Sascha mal ein Fehler
> macht. Ansonsten bleibt infolge der Informationsfülle kaum Zeit für
> private Diskussionen.

Genau: wir machen alle Fehler, wie schön!


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Mit freundlichem Gruss
Dr. Werner Stuerenburg

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